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Musik in Malerei umsetzen

ALLES AN SUREN AURORAS BILDERN ist bewegt, voller Schwung wie ein Tanz. Kein Wunder, denn beim Malen begleitet die gebürtige Inderin, die schon lange in Bitburg lebt, immer Musik – mal Klassik und Opern für die bessere Konzentration, manchmal aber auch moderne Tonwerke, deren Rhythmus sie direkt in Tusche- oder Grafitzeichnungen umsetzt und in späteren Schritten zu großformatigen Öl- oder Acrylgemälden werden lässt. „Schon als Kind hatte ich drei Leidenschaften: Malerei, Musik und Sport“, erzählt sie ihren Werdegang. Auf einem Elite-College in ihrer Heimat konnte sie in Bachelor-Studiengängen alle Talente vereinen, in Deutschland schließlich absolvierte sie ihre künstlerische Weiterbildung unter anderem an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst in Trier.

„Am liebsten würde ich meine,Kinder‘ behalten“, gibt sie lächelnd eine Zurückhaltung im Verkauf ihrer Bilder zu, aber Ausstellungen im Kurfürstlichen Palais und in der Artothek in Trier, bei der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler in Prüm bis hin zur Gallery of Modern Art in Augusta (USA) oder zur Battersea Art Fair in Großbritannien haben ihr Kunstfreunde beschert, die sehr an ihrer emotionalen Malerei interessiert sind. Auch in niederländischen, luxemburgischen und französischen – Archiven ist sie vertreten. Das Atelier im Dachgeschoss am Stadtrand von Bitburg ist für Besucher immer offen. Direkte Vorbilder für die abstrakten, mit Anklängen an das Figürliche und an Landschaften faszinierenden Bilder hat Aurora nicht, auch wenn sie Picasso, Matisse oder Kirkeby mag und eine leuchtende, ausdrucksstarke Farbigkeit bevorzugt. Dass sie genauso virtuos mit Schwarz-Weiß-Techniken umgeht, beweisen vor allem Akte. Ihre Inspirationen holt sie sich auf Reisen und aus der Natur, „doch beim Malen selbst bin ich von der Welt abgeschnitten, dann habe ich die ganze Welt in Gedanken in mir“. Bei großformatigen Bildern, die sie am liebsten malt, kann sie ihre ganze Beweglichkeit auf die Leinwand bringen, doch es ist auch eine Fülle an kleineren Serien und Tripty-chen entstanden, die Farbthemen wie die intensive Blaupalette von „Deep Water“ variieren. In diese blauen Tiefen hat sich, als kleine Hommage an Paul Klee, in einer Ecke ein goldgelber Fisch gewagt. Erklären möchte Suren Aurora ihre Bilder eigentlich nicht, denn sie hat „keine Botschaft an die Gesellschaft oder Ähnliches, ich will nur meine Freude und Temperament zum Ausdruck bringen, und die Bilder sprechen für sich“. In letzter Zeit sind auch Auftraggeber auf sie aufmerksam geworden. So hat sie für die Pfarrkirche in Waxweiler einen durchaus figürlichen St. Willibrord gemalt: ein Mann voll Licht, doch ohne Heiligenschein, der eher gespannt und erwartungsvoll als missionarisch in die Welt schaut, zu deren Bekehrung er angetreten ist.
(Blickpunkt Wirtschaft, März 2004)